Posted by kobold_spellweaver / No comments

2020-01-03

Fjordland – Berge und Wasser

Posted in Neuseeland, Travel

Nach einer recht kurzen Fahrt von Invercargill aus sind wir heute in Manapouri, einem kleinen Dorf in der Nähe von Te Anau angekommen. Soviel Regen wie heute habe ich zuletzt in meiner Kindheit im Siegerland erlebt. Es regnet den ganzen Tag in unterschiedlichen Facetten: Vorzugsweise wie aus Eimern, aber auch mal nur leicht und nieselig oder einfach ganz normal.

Der leichte Gelbstich im Bild ist auch dem Rauch aus Australien geschuldet

Auf dem Weg lag noch Lake Monowai, dem wir noch einen Kurzbesuch abgestattet haben. Trotz des starken Regens kamen mit uns zusammen einige Bootsbesitzer am See an und ließen ihre Boote ins Wasser. Die Gegend um den See wirkte mit den seltsamen Bäumen sehr dunkel und bizarr, wie eine Filmkulisse.

Terrasse vor dem Haus

Wir konnten unser Haus zwei Stunden vor der abgemachten Zeit beziehen und das war gut so, weil wir ziemlich müde (Silvester) waren und bei dem Regen auch nicht unbedingt noch Sightseeing machen wollten.

Dann waren wir noch kurz in Te Anau einkaufen, einem Ort an einem schönen See, der vollgepackt ist mit Touristen. Das Haus haben wir mit einem Kaminfeuer schön warm gemacht und kurz die Gegend erkundet, denn hier ist es eigentlich wunderschön, wenn es nicht so regnen würde. Unser Grundstück grenzt direkt an den Lake Manapouri, wir haben aber leider nur ein Steilufer. Aus dem Fenster des Wohnzimmers schauen wir auf einen schönen Garten, in dem kleine Kaninchen grasen.

Tarja auf Wachposten auf dem Balkon

Tarja findet es super, soviel zu riechen und zu entdecken. Ein paar Mal ist sie uns schon entwischt und allein auf Entdeckung gegangen. Aber sie kam schnell wieder zurück. Sonst schaut sie gerne aus dem Fenster den Hasen zu.

Lake Manapouri

Wir gehen in Te Anau im Hotel Distinction zum Tagesabschluss noch fein essen, Kai hat schließlich Geburtstag, da können wir uns endlich nochmal alle schick machen, statt immer nur Flipflop und kurze Hose 😉

Am nächsten Tag ging es schon mal Richtung Milford Sound, aber nicht ganz bis dorthin. Wir haben die 3,5 stündige Key Summit Wanderung gemacht, bei der man von einem Parkplatz im Fjordland Nationalpark startet und sich über schöne Wanderwege im Regenwald immer weiter hoch arbeitet, bis die Bäume verschwinden und man über die umliegende Berge einen atemberaubenden Ausblick hat.

Es liegt sogar Schnee auf den Bergspitzen und der eine oder andere alpine See ist auch zu sehen. Der Weg ist sehr gut besucht, eine Menge Touristen haken hier etwas von ihrer Neuseeland To-Do-Liste ab. Die Westeuropäer erkennt man an ihren sehr knappen Hosen, überdimensionierten Rucksäcken und tiefer Sonnenbräune. Es ist schon seltsam, dass Europäer ein ganz anderes Verhältnis zur Sonne haben als zum Beispiel Asiaten. Europäer zeigen mit ihrer Bräune, dass sie sich Urlaub und Freizeit in der Sonne leisten können (wer viel Zeit im Büro verbringt ist ja eher käsig), während die Asiaten viel Angst vor Hautalterung  und somit Angst vor der Sonne haben.

Der Regenwald durch den wir lange gewandert sind, ist unglaublich schön und vielfältig. Es gibt Moos bewachsene Baumriesen, die alles möglich an anderen Pflanzen mit sich herum tragen, tropfende Mooskissen mit weißen Blüten, Minifarne… ich kenne das ganze Zeug zwar nicht, aber es ist wirklich unglaublich abwechslungsreich und farbintensiv. Der Weg hat uns zwar mit unserer überschaubaren Kondition einiges abverlangt, aber die Aussicht oben war das alles wert!

Zur Zeit blühen in Neuseeland an sehr vielen Stellen die Lupinen, es gibt ganze Felder davon und es ist unter allen Touristen ein sehr beliebtes Fotomotiv. Wir haben natürlich auch Fotos gemacht, in freier Wildbahn gibt es diese Blumen in Deutschland in dieser Menge leider nicht. Sieht wirklich hübsch aus. Hält man einer einer solchen Stelle an, sieht man überall auf der riesigen Wiese Autos und Menschen verteilt, die zwischen den Lupinen ihre Fotos machen. Da hat man es nicht leicht, wenn man keine Menschen auf dem Bild haben will. Heute macht man auch nicht einfach ein blödes Foto und fährt dann zufrieden weiter. Influencer und Blogger suchen sich die landschaftlichen sweet spots, kommen dort schon in ungeeigneter aber sexy Kleidung an, haben immer einen Boyfriend dabei der die Ausrüstung trägt und dann wird erstmal eine ganze Reihe von Bildern in Posen gemacht, die sich sonst keiner traut oder die kein anderer zustande bringt. Allein auf „Insta“ gibt es jeden Tag eine Unmenge dieser Fotos, die nach allen Regeln der Kunst nachbearbeitet sind und teilweise wirklich atemberaubend aussehen.

Am letzten Tag in Fjordland haben wir einen Kayaktour im Milford Sound gebucht. Es geht um 06.30 Uhr (morgens!!) los. Und wir haben ein Anfahrt von über zwei Stunden!! Man kann leicht ausrechnen, wann wir nachts aufgestanden sind. Rucksack und Klamotten hatten wir nach unserer Wanderung am Tag davor schon gepackt. Wenn es Touren ab 13 Uhr gegeben hätte, hätten wir die genommen, aber die gibt es entweder nicht, oder die waren ausgebucht.

Wir sind dann um vier Uhr nachts losgefahren und bis ca. um 5 Uhr in völliger Dunkelheit und ganz alleine durch dunkle Wälder und Berglandschaft gefahren. Außer uns waren auch nur gefahrensuchende Hasen und Opposums unterwegs. Ab und zu flitzte eine Maus über die Straße. Wenn man da so vor sich hin fährt und sich überlegt, dass man seine Tochter mit Hund in einem Haus in immer größer werdender Entfernung in einem fremden Land allein gelassen hat.. das ist auf einmal ganz seltsam.

Kurz bevor wir da waren, haben wir auf einem Parkplatz angehalten, um noch mal auf Toilette zu gehen. Dort dachten wir erst, wie hätten einen Kiwi (Vogel) gesehen, weil da so ein schwarzer Laufvogel rumschlenderte, aber er hatte hinten einen kurzen Schwanz aus Federn dran, und wir wurden nachher aufgeklärt, dass das ein Weka war, eher so was wie eine Huhn des Waldes. Dann kamen aber durch die Dämmerung aus den umliegenden Bergen noch zwei Keas angeschwebt, die einzige alpine Papageienart, die bis auf fast 4.000 Exemplare fast ausgerottet ist Sie sind so intelligent wie vierjährige Kinder und genauso schlau und nervig, sie haben eine unfällig dunkelgrüne Färbung, sind aber nicht gerade leise.

Keas bei der morgendlichen Futtersuche auf dem Parkplatz

Angekommen am Treffpunkt war außer uns noch fast keiner da. Die Guides kamen langsam an und die Sonne hatte es noch nicht über die Berge geschafft. Dann kamen aber die restlichen Teilnehmer recht schnell, die warme Kleidung wurde ausgegeben, jeder bekam ne Menge Zeug zum Anziehen, ernste Worte zu Lebensgefahr und Verhalten bei solchem, dann nochmal schnell aufs Klo und dann gings in die Kayaks. Wir hatten zum Glück alle dicke Gummischürzen über unseren Einstiegslöchern, denn die Wellen waren zwischenzeitlich recht hoch und durch den Wind ist immer wieder Wasser gespritzt. Aber man muss sagen, die Kleidung, die man für den Trip bekommt, ist sehr funktional, man friert nicht und wird nicht wirklich nass.

Da wir die frühe Tour genommen hatten, war noch nicht viel los auf dem Wasser. Das änderte sich so gegen 10 Uhr, da kamen die ersten Schiffe mit Touristen, die Luft war auf einmal voll mit kleinen Flugzeugen oder Hubschraubern, die über den Sound fliegen. Unser Guide meinte aber, das würde am Nachmittag noch viel mehr werden, die erste Schicht morgens bekommt von dem Trubel nicht so richtig viel mit.

Marina bei Sonnenaufgang
Beweisfoto Delphine 🙂
Abschiedsrunde

Wir hatten geniales Glück mit dem Wetter. Im Milford Sound regnet es an über 230 Tagen im Jahr eine ungefähre Gesamtniederschlagsmenge von 7 Metern im Jahr! Wir haben schon zwei Tage keinen Regen! Strahlende Sonne kam irgendwann über die Berge und diese machten dann auch direkt „Wolken-Striptease“ wie unser Guide es nannte und wir konnten alles super sehen. So eine eindrucksvolle Landschaft und wir so klein ins unseren Kayaks mittendrin! Das Wasser war am Anfang noch sehr klar und man konnte auf den Boden schauen, weiter hinten im Fjord kann man sich das so vorstellen: das hügelige Profil zieht sich in ähnlichen Höhen und Tiefen auch unter Wasser fort. Der Fjord ist also stellenweise bis zu 300 Metern tief. An den Berghängen gibt es bei Regen tausende von Wasserfällen, die „liquid sunshine“ genannt werden.

Lady Bowen

Bei Sonne gibt es nur zwei bis drei größere Wasserfälle, der größte ist „Lady Elisabeth Bowen“, benannt nach der Ehefrau eines Politikers oder so ähnlich .

Folgen des massiven Buschfeuers in Australien haben nun auch den 4.000 km langen Weg hierher auf die Südinsel gefunden, die Eismassen auf den Bergen sind grau-braun eingefärbt, das Wasser des Fjords schmeckte sogar nach Asche und vor zwei Tagen war die Luft in einigen Teilen gelb von Rauch, der in ganzen Wolken hier ankommt und eine apokalyptische Atmosphäre beim Sonnenaufgang am Neujahrstag geschaffen hat.

Milford Sound hat nicht nur viel Regen, es gibt dort auch Erdbeben, Tsunamis, Schnee- und Baumlawinen und eine Menge Sandflys, die hiesigen Mücken. Die Legende besagt, dass eine eifersüchtige Göttin die Sandflys auf den Sound losließ, weil sie die Natur, die ein anderer Gott geschaffen hatte, unerträglich schön fand. Die Bäume an den Steilhängen der Berge finden nicht so gut Halt, weil sie nicht tief wurzeln können. Wenn es viel regnet, können sie sich im Untergrund gut festhalten, bleibt es aber länger trocken, zieht sich die Masse im Untergrund zusammen und die Wurzel verlieren ihren Halt. Stürzt ein Baum in die Tiefe, reißt er, bis er im Fjord ankommt, eine Menge anderer mit sich. Wir haben zum Glück nichts davon erlebt. Dafür haben wir aber auf dem Heimweg zum Anleger noch eine Schule Delphine gesehen, die auf einmal um uns herum auftauchten und Luft ausbliesen! Damit hatte keiner gerechnet, da sie nicht normalerweise im Fjord sind, sondern nur mal zu Besuch vorbei schauen. Sie waren auch nicht weit von uns weg und wir konnten sie richtig gut auf- und abtauchen sehen. So schön! Ein Seelöwe auf Jagd tauchte ab und zu in unserer Nähe auf, über ihm immer Möwen, die darauf lauern, dass ihm seine Beute zu viel wird.

Es war eine richtig schöne Tour, wenn auch total anstrengend. Wenn man ohne Pause fast vier Stunden paddelt und das eigentlich überhaupt nie macht, dann weiss man am Ende fast nicht, wie man noch wieder zurück kommen soll. Der Wind und die aufgewühlten Wellen sind da auch nicht gerade hilfreich. Aber irgendwie ging es dann doch und wir haben sogar die lange Strecke nach Hause noch irgendwie geschafft, aber dann haben wir erstmal geschlafen, bevor wir uns in das Nachtleben von Te Anau gestürzt haben.

Waterfront Te Anau
Auf dem Heimweg nach Manapouri

Nächste Station: Queenstown, die Touristenhochburg, wir sind gespannt!

Stay tuned…