Posted by kobold_spellweaver / No comments

2020-01-18

New Plymouth

Posted in Neuseeland, Travel

Auf einer 10stündigen Fahrt von der Süd- auf die Nordinsel gibt es eine Menge zu sehen und zu lernen, wenn man eifrig aus dem Fenster schaut. Auf der Fahrt von Nelson nach Picton zur Interislander Ferry kamen wir an unendlichen Weingärten vorbei, alles super ordentlich und gepflegt aufgereiht. Zwischen den Weingütern liegt dann auf einmal die Moa Brewery kurz vor Picton auf der rechten Seite, gut erkennbar an den riesigen Außentanks auf dem Gelände.

Nach einer Stunde Fahrt kommen wir am Pelorus-River vorbei. An genau dieser Stelle wurde die Fluß-Szene mit den Hobbits in den Weinfässern gedreht! Schnell ein paar Fotos machen und weiter zur Fähre. Sehr cool!

In der Schlange vor der Fähre standen neben uns eine Menge Rennautos, die anscheinend alle zu einem Rennen auf der Nordinsel wollten. Alle schön glänzend auf Anhängern mit Ersatzreifen. Nicht nur bei dieser, auch bei vielen anderen Gelegenheiten, sieht man hier in Neuseeland genau diese Autos, die bei den Autorenn-Spielen „Need for Speed“ oder „Flatout“ die Hauptrolle spielen. Die meisten sind auch schon um die zwanzig Jahre alt, zum Teil einfach Familienautos, aber man gewinnt den Eindruck, dass Neuseeländer die Autos lieben, die Tom schon vor 15 Jahren in den Autorenn-Spielen gefahren hat. Besonders eitel ist der Kiwi ja nicht bei seinem Auto. Die meisten haben Lackschäden, blinde Scheinwerfer, geklebte Kotflügel, Spinnweben. Gestern bin ich in Nelson einem ans Auto gefahren, der auf dem Parkplatz hinter mit stand. Eine Macke mehr am Auto als vorher. Wir haben ihm einen Zettel ans Auto gemacht (der einzige Zettel den wir hatten war allerdings eine Kotz-Tüte, die wir noch von der ersten Fähr-Überfahrt hatten … natürlich unbenutzt ;-)), dass er sich bei uns melden soll, damit wir das klären können. Er rief mich dann auch an, war sich aber nicht sicher, ob da überhaupt eine neue Macke war und wollte es sich nochmal überlegen und wieder anrufen. Bisher hat er sich nicht mehr gemeldet. Auch gut! Und wo der Deutsche sein schwarzes Auto doch sehr mag, gibt es die hier in Neuseeland fast überhaupt nicht. Es gibt eine Menge helle, weiße und silberne, Autos, aber fast keine schwarzen. Auch seltsam. Man weiss nun aber nicht, ob der Neuseeländer die Farbe nicht mag oder der Japaner, da ja sehr viele der hiesigen Autos als Gebrauchtwagen vom japanischen Markt kommen.

Auf der Fähre lassen wir Tarja im Auto, da sie sonst in einen Käfig muss. Im Kofferraum hat sie Platz und kann auf ihrer Decke schlafen. Wir lassen ihr zwei Fenster auf und gehen hoch. Nach kurzer Zeit wird unser Autokennzeichen durchgerufen und wir müssen uns bei der Info melden. Wir dachten schon, die beiden Rentner mit ihrem überdimensionierten Wohnmobil, die uns unter Deck gegen den Spiegel und dann schamlos weiter gefahren sind, haben sich reumütig gemeldet und uns ausrufen lassen. Aber an der Information steht ein freundlicher junger Mann, der meint, wir sollten mal mit ihm zu unserem Auto gehen und sicherheitshalber für unseren Hund noch mehr Fenster aufmachen. Man hätte im Sommer schon Fälle von Hitzeschlag bei Hunden in den Autos gehabt und sicher wäre sicher. Das fanden wir sehr aufmerksam vom Personal der Interislander, sie müssten sich um unseren Hund ja überhaupt nicht kümmern. Tarja ging es jedoch gut, sie war fest am schlafen. Wir haben dann noch mehr Fenster aufgemacht und sind mit dem freundlichen jungen Mann wieder hoch gegangen.

Die Überfahrt war absolut ruhig und das Wetter freundlich. Keinem wurde übel, wir haben entspannt drei Stunden verbummelt und zum Schluss noch einen „cream tea“ von der Crew bekommen, bevor wir dann in Wellington die Schleife um die Südinsel wieder zugemacht haben.

Cream Tea- schwarzer Tee mit einem Scone und Marmelade und Sahne

Als wir vom Schiff runter waren und durch die Hafenanlage von Wellington gefahren sind, habe ich gelesen, dass es verboten sei, Bienen von der Nordinsel auf die Südinsel zu bringen, um die Verbreitung der Varroa-Milben dorthin zu verhindern. Ich habe mal nachgelesen und leider gibt es mittlerweile die Milben schon auf Nord- und Südinsel. Dafür aber scheint bisher Australien noch verschont zu sein. Man geht aber davon aus, dass die Milbe durch den Schiffsverkehr und den Transport von Bienenvölkern auf jeden Fall irgendwann auch dort ankommen wird. Schade!

New Plymouth ist sehr schön. Der Teil, in dem unser Haus steht, heißt „Vogeltown“ und das Haus ist ein Traum! Die Buchung war schon so lange her und die Bilder wenig aussagekräftig und wir waren total geplättet, wie hochwertig und schön gearbeitet hier alles ist, aber uns ist es schleiferhaft, warum jemand so ein Haus baut und es dann an Touristen vermietet! Es ist riesig, hat eine gigantische Terrasse, eine tolle Küche mit zwei (!) kleinen Spülmaschinen und einem Dampfgarer, drei (!) aufklappbaren Holztüren zur Terrasse hin und überall Holzböden. Wir haben schon Häuser gesehen, die mehrere Jahre an Touristen vermietet wurden, die darunter sehr gelitten haben. Bei diesem Haus wäre das wirklich total schade. Aber für drei Tage werden wir das mal absolut genießen!

Wenn man in unserer Nachbarschaft ein wenig auf den Berg hinauf läuft, kann man den Mount Taranaki sehen, den wir in Mount Terijaki umbenannt haben, nach der chinesischen Sauce, die Mia so gerne isst. Er hüllt sich meist in einen kleinen Wolkengürtel, ist aber im eher flachen Umland immer sehr präsent. Man rechnet in den nächsten 50 Jahren mit einer lange überfälligen schwereren Eruption.

Mount Taranaki
Bei so einer Terrasse muss man nirgendwo mehr hingehen, nur noch schnell einkaufen für Pizza und dann den Ofen anfeuern!
Tarja sucht sich in einer neuen Umgebung immer einen sicheren Schlafplatz, diesmal unter unserem Bett
Impressionen aus der Nachbarschaft, diese schönen Blumen blühen hier jetzt überall

Unsern ersten Tag im neuen Haus haben wir dann auch erstmal schön zuhause verbracht. Lange auf der Terrasse in der Sonnen gefrühstückt, den Pizzaofen angemacht und Pizza gebacken (sehr lecker!) und auch sonst einfach das Haus genossen. Abends sind wir dann noch direkt um die Ecke auf’s Festival of Lights gegangen, das hier in der Zeit von Anfang Dezember bis Ende Januar stattfindet. Der ganze Pukekura Park wird in der Zeit bei Dunkelheit schön ausgeleuchtet, es gibt Essen und Trinken und es finden auf zwei Bühnen Konzerte statt. Wir haben eine Band gesehen, die Lieder von REM gecovert hat und das hat uns super gefallen.

Am zweiten Tag haben wir uns die Te Rewa Rewa Bridge angeschaut, die einem Walskelett nachempfunden ist und die den Anfang (oder das Ende) des Coastal Pathway hier in New Plymouth bildet. Die Brücke sieht wunderschön aus und bei gutem Wetter zusammen mit Mount Taranaki und dem Meer im Hintergrund ist sie ein besonderes Motiv. Das Wetter hier ist schön und sehr warm. Man merkt, dass wir die Südinsel hinter uns gelassen haben, Tarja ist es hier schon wieder zu warm, sie bleibt meistens im Haus. Wir haben zum Abschluss einen Fisch-Tag eingelegt, jeder hat sich aus der Theke mitgenommen, was er mochte und wir haben die schöne Küche mal ordentlich verwüstet. Danach haben wir zwei Runden „Uno“ gespielt, das es hier in den Läden in der „Flip-Variante“ gibt. Das heißt, die Karten sind hinten und vorne mit unterschiedlichen Designs bedruckt und wenn eine bestimmte Karte abgelegt wird, muss durch umdrehen der Karten von den normalen Uno-Spielkarten durch umdrehen der Hand auf die anderen gewechselt werden.

Te Rewa Rewa Brücke
Skulpturen-Festival
Coastal Pathway
Downtown New Plymouth
Wind Wand Sculpture, 40 Meter hoch

Wir haben dann auch unser erstes Weta gesehen, ein Mitglied der Familie der größten Insekten der Welt. Unseres war aber ein kleinerer Ableger, der Körper ca. so groß wie der Daumen eines Erwachsenen. Tarja hat es nachts auf der Terrasse gefunden und angefangen, wild drum herum zu tanzen und es mit der Nase anzustupsen. Man hat den Eindruck, sie war auch zwischen Ekel und Neugier hin- und hergerissen.

Morgen ist dann Abreise nach Rotoorangi, wo wir 10 Tage auf einer Obstfarm im Cottage wohnen, wo wir dann zwar keinen Fernseher haben, dafür aber einen Salzwasserpool und einen Tennisplatz. Von dort aus haben wir auch unseren ersten Termin an Mias Highschool zum Abholen der Uniform und müssen noch die zweite Masernimpfung nachholen. Es bleibt spannend.

Cheers!