Posted by kobold_spellweaver / No comments

2020-01-11

Q-Town – Schönheit am See

Posted in Neuseeland, Travel

Wir wohnen in der Start-Zone, direkt unterhalb vom Queentown Airport. Die Jets von Air New Zealand, Virgin, Quantas und Jet heben donnernd über unserem 50 qm Appartment ab und steigen über dem Lake Wakatipu in die Höhe. Das sind zwar nicht die größten Bomber der Airlines, aber man hört auch noch eine Menge Hubschrauber starten und landen, es gibt Kleinflugzeuge, die Touristen durch die Berge befördern. Unsere Straße liegt liegt Luftlinie keinen Kilometer vom Airport entfernt, der 1990 so ausgebaut wurde, dass größere Maschinen und auch internationale Flüge aus Australien hier landen können. Für fünf Tage ist das kein Problem, wir finden es eher cool, weil die Maschinen so gut zu sehen sind und hier auch nicht soviel Flugzeuge fliegen, wie in Frankfurt. Aber ständig hier leben? Och nö!

Air New Zealand startet aus unserem Garten
Blick von Haus auf den See
Backyard
Sonnenuntergang bei Spaziergang mit Tarja
Tom ist schon ganz schön gut mit dem Bord

Obwohl die Aussicht hier wieder unschlagbar ist, auch wenn wir das in Dunedin schon gedacht haben. Aber von allen Seiten sind wir von Bergen umgeben und wenn wir vorne aus der großen Glasscheibe schauen, schauen wir auf den Lake Wakatipu, der nur ein paar Hundert Meter entfernt beginnt. Das Appartment ist nicht groß für 4 Personen, es gibt auch nur zwei Schlafzimmer, aber was ihm an Größe fehlt, macht es an geschmackvoller Ausstattung wieder wett. Und aus dem Bett kann man so schön raus schauen..

Queenstown ist ein Hotspot des Abenteuertourismus und Extremsports. Skifahren, Jetboot-Fahren, Mountainbiking und Wandern sind die Hauptaktivitäten, aber es gibt auch Para- und Hanggliding sowie Shotoverjets (Shotover ist der Fluss hier in Queenstown, der durch eine Felsenschlucht verläuft, durch den die Jets mit halsbrecherischer Geschwindigkeit rasen, aber dazu kommen wir noch) und Bungeejumping für die, die mehr Adrenalinkicks brauchen. Es wimmelt nur so von Touristen, im Winter ist aber hier noch viel mehr los, während in der Zeit andere Regionen in Neuseeland schlafen, weil sie leer und verlassen sind. Oder einfach mal nur ohne Touristen.

Die Innenstadt von Queenstown ist voll mit Restaurants und Bars, sowie Outdoor-Läden und Edel-Marken-Shops. Hier wird weniger in FlipFlops rumgelaufen, hier hat man eher Sneaker und Sportgear, gerne aber auch teurere Marken. Die Straßenmusiker sind auch mit gehobenen Equipment und ausgefallen Darbietungen vertreten. Die umliegenden Berge und der knallblaue See sind eine tolle Kulisse für das emsige Treiben, die Bars sind zur Happy Hour zwischen 16 und 18 Uhr schon proppenvoll. Die Preise sind hier so hoch wie nirgendwo anders in Neuseeland. Benzin liegt weit über dem Landesdurchschnitt, in den Läden kostet alles mehr, dafür hat man auch mehr Auswahl, sogar an ausländischen Spezialitäten. Man wirft uns Deutsche hier zwar mit den Niederländern in einen Topf, denn in dem Regal, an dem „Dutch“ steht, stehen Sauerkraut und Rotkohl-Gläser, aber dafür gibt es dann auch mal Vollkornbrot, so richtiges, und auch Pumpernickel aus meiner Geburtsstadt Soest.

Heute morgen im Bad ist mir nochmal aufgefallen, dass es in NZ eine ganze Industrie um die schlecht gebauten Häuser entstanden ist, nur damit es die Leute halbwegs warm haben. Es gibt im Bad elektrische Handtuchwärmer, da die Handtücher sonst keine Chance haben, bis zum nächsten Tag zu trocknen, es gibt (auch im Bad) Wärmelampen, wie früher bei den kleinen Schweinchen, nur dass es nicht Infrarot ist, sondern weißes Licht. Da steht man dann drunter und hat es einigermaßen warm, während drum herum alles kalt und feucht bleibt. Im Wohnzimmer gibt es immer die sogenannte „heat pump“, die aber eigentlich nur ein normales Klimagerät ist, das den Raum aufheizen oder abkühlen kann. Das hält natürlich auch nur an, solange das Gerät läuft, die Wände bleiben dabei kalt. So ziemlich jedes Bett hier hat eine eingebaute elektrische Wärmedecke. Die haben wir auch schon 1 – 2 mal benutzt. Man wärmt das Bett also an, bevor man ins Bett geht, damit es unter der Decke dann direkt warm ist. Den Rest der Nacht bleibt die Decke aber aus. In den meisten Häusern stehen in den Räumen die elektrischen Mini-Heizkörper, die man überall hin verschieben kann und die schnell furchtbar heiß werden. Kostet alles eine Menge Strom, wo man auch einfach eine gute Isolierung machen könnte UND man hätte keinen Schimmel in den Häusern. In Auckland schimmeln den Leuten bei der hohen Luftfeuchtigkeit sogar die Kleider im Schrank. Viele Häuser haben deswegen auch mittlerweile nachinstallierte Entfeuchtungssysteme, die ständig Feuchtigkeit aus den Häusern tranportiert, die sich sonst überall auf Wänden und Fenstern niederschlägt.

Am ersten Tag in Queenstown haben direkt drei coole Sachen gemacht: Wir sind mit der Gondel auf einen Berg über Queenstown gefahren, sind dort dann in die Seifenkisten namens „luge“ gestiegen und auf einer Betonpiste downhill bis zur nächsten Station gerast und sind dort wieder hochgefahren und nochmal über einen anderen Parcours runter gerast. Schöne Aktion mit viel Aussicht von da oben. Leider gibt es an der Mittelstation nur schlechtes Bier, wie Kai und Tom rausfinden mussten, aber man kann ja nicht alles haben!

Dann haben wir uns wagemutig bei der besten Burgerschmiede in Queenstown in zur prime time in die Schlange gestellt und unsere Burger geordert. Das war einen dringende Empfehlung von einigen Leuten, denn bessere Burger hätte man noch nie gehabt. Waren auch sehr gut, aber was in dem Laden abgeht! Die haben 21 Stunden am Tag geöffnet, der Dunst des Burgergrills wird aus drei Schornsteinen aus dem Laden in die Atmosphäre geblasen. Ich bin mir nicht sicher, ob die braunen Gletscher hier in Neuseeland von dem Rauch aus Australien oder von dem aus „Fergs Burger“ kommt. Die Bude ist gerappelt voll, jeder bekommt bei Bestellung nur eine Nr. und dann wartet man halt, solange man warten muss, bis man seine braune Tüte voller Glückseligkeit in Empfang nehmen kann. Wir haben uns dann recht zentral ans Wasser gesetzt und bei einer schönen Brise auf Wasser und Enten geschaut und dem restlichen Touri-Treiben zugesehen.

Wir hatten in Queenstown nicht nur tolles Wetter, es gab viel Wind und es war zwischenzeitlich mal ganz schön kalt. Aber die Stadt ist super schön. Allein die Lage am See, die umliegenden Berge, alles wirkt recht neu und unverbraucht, eine Menge Touristen gibt es ganzjährig, wo bei den meisten Regionen in Neuseeland nur im Sommer was los ist. Auch die Region rund um Queenstown ist sehr reizvoll, neue Wohngebiete mit trendigen Einfamilienhäusern entstehen, nicht zu kleine Grundstücke, alles sehr hipp und trendy, viele in der Nähe von Seen und/oder Golfplätzen. Wir wurden von einigen im Vorfeld gewarnt, wie schrecklich voll es im Sommer in Queenstown sein würde. Das fanden wir aber garnicht. Es waren schon viele Touristen da, aber alles hat sich gut verteilt, an den Stellen, wo Touristen was unternehmen können, scheint alles recht gut organisiert, dass es keine zu langen Schlangen oder Staus gibt, es gibt genug Bars und Restaurants für alle, die essen und/oder feiern wollen, vom Edel-Touri bis zum Backpacker ist an alle gedacht. Schöne Kochstationen für Free-Camper gibt es zum Beispiel in Frankton, unserem Teil von Queenstown, am See. Alles fusch-neu aus Edelstahl.

Es ist ein wenig erstaunlich, wie wenig Empfinden man in diesem Land für den Erhalt der schönen Natur hat. Touristen werden hier im großen Stil mit Helikoptern und Kleinflugzeugen zu Gletschern und Fjorden geflogen, auf allen Flüssen und Seen sind PS-starke Kleinboote zur Touristenbelustigung unterwegs und Neuseeland ist gerade erst ein wenig auf den Zug aufgesprungen, ein bisschen weniger Plastik zu benutzen. In einer NZ-Zeitung habe ich neulich gelesen, wie jemand in einem Artikel über gefährdete Arten an den Küsten an seinen Landsleute appelliert hat, zu verstehen, dass die Natur nicht in Ordnung ist, bloß weil das Wasser noch blau ist und die Wiesen grün.

Goldgräberstadt Arrowtown
Schöne alte, gute erhaltene Fassaden und süße kleine Boutiquen

Nachdem ich das so geschrieben habe, muss ich nun beichten, dass wir auch mit einem der Jetboote auf dem Shotover-River gefahren sind. Ein bisschen „guilty pleasure“, so ganz wohl fühlt man sich damit ja nicht mehr. Die Fahrt war wirklich atemberaubend, nicht nur wegen der Geschwindigkeit, sondern auch, weil der Fahrer das Boot immer absichtlich recht nah an die Felsen gelenkt hat und 360 ° Drehungen gemacht hat. Ja, das war ganz nett!

Brauerei beim Shotover-River..
…was natürlich zu einer Verkostung führte!
The fearless four!
Das Gerät

An einem Tag sind wir recht viel unterwegs gewesen. Erst nach Glenorchy in die eine Richtung den See entlang, ein wirklich sehr kleines Dorf am Ende des Lake Wakatipu, mit einer schönen Süßwasserlagune und herrlichem Blick auf die umliegenden Berge.

Abends sind wir dann über den Pass von Queenstown nach Wanaka gefahren, der kleinen Schwester von Queenstown. Die Passstraße ist im Winter gesperrt, im Sommer aber verkürzt sie den Weg nach Wanaka ungemein und die Aussicht auf das hinter einem liegende Queenstown ist genial. Man fährt durch schöne Berglandschaften und an Lupinenfeldern vorbei. Auf dem Rückweg haben wir dann noch zwei Tramperinnen aus Argentinien aufgelesen und mit zurück nach Q-Town genommen.

Glenorchy
Gebäude in Glenorchy
Glenorchy
Süßwasserlagune Glenorchy
Blick auf Q-Town vom Pass Richtung Wanaka aus

Wanaka ist wirklich sehr klein und beschaulich, liegt am Lake Wanaka und hat natürlich auch sportlich und freizeitmäßig viel zu bieten, nur halt alles kleiner und ruhiger. Wir haben uns dort abends mit Mark und Samantha aus Auckland getroffen, die beiden Amis, die mit ihren Kindern für 2 Jahre nach Neuseeland gekommen sind und nun in den Schulferien mit den Kids einen Abstecher auf die Südinsel gemacht haben. Das war ein lustiger Abend, wir konnten nochmal Englisch sprechen und haben Zeit mit Leuten außerhalb der Familie verbracht, was ja auch nicht so oft der Fall war in letzter Zeit.

Lake Wanaka

Die Onsen Hot Pools hier in Queenstown sind auch eine der lokalen Attraktionen, weil man in einem Holzzuber im heißem Wasser sitzen und die Aussicht über die Ebene des Shotover-Rivers und die umliegenden Berge hat. Den Pool hat man für eine Stunde für sich allein, bekommt Snacks und Getränke und kann bei Bedarf das Wasser durch einen Zulauf kälter machen. Die Aussicht ist wunderschön, es ist ruhig dort oben, obwohl unten die Shotover-Jets aus der Schlucht in die Ebene gerast kommen. Aber die sieht man mehr als das man sie hört.

Wir fanden unsere Zeit in Queenstown sehr schön, die Stadt war bisher eine der schönsten und interessantesten, auch wenn es hier natürlich relativ kalt ist.

Unseren ersten und hoffentlich letzten Autounfall hatten wir dort auch, wir waren zum Glück nicht Schuld, aber ein Brasilianer hat, weil er nicht schnell genug zum Stehen kam, eine vor ihm fahrende Neuseeländerin auf unser Auto drauf geschoben. Da er aber zufällig auch Mechaniker war und keine Versicherung hatte, hat er unser Auto direkt am nächsten Tag wieder ausgebeult und uns zurück gebracht. Nun sieht es wieder aus wie vorher. Keinem was Schlimmes passiert, zum Glück!

Tarja war Schwimmen

See ya!

PS: Wer mal einen Tipp für eine Super-Bäckerei in Q-Town braucht: Ma Boulangerie ist der Hammer!!