Posted by kobold_spellweaver / No comments

2020-01-23

Rotoorangi – Waikato Region

Posted in Neuseeland, Travel

Während unserer dreistündigen Fahrt zum vorletzten Etappenziel in Rotoorangi sind wir heute zufällig und genau zur richtigen Zeit bei den „Three Sisters“ und dem „Elephant Rock“ vorbei gekommen. Es war Ebbe und nur bei Ebbe kann man bis zu den „Three Sisters“ hinlaufen und sie anschauen. Der Sand ist schwarz und glitzert in der Sonne, das Wasser ist knallblau mit weissen Kronen, die Felsen stehen in allen Abstufungen von braun bis beige vor dem wolkenlosen Himmel. Ein paar Möwen nisten auf dem Gras auf den Felsen. So ein schöner Ort! Wir sind dort staunend entlang spaziert und haben alles aufgesaugt.

Elephant Rock
Mount Taranaki
Sister 1

Waikato liegt nicht mehr am Meer, es ist schön hügelig und zur Zeit auch auch recht trocken, so wie das restliche Land auch. Wir sind auf einer riesigen Rinderfarm „stationiert“. Wir haben das Cottage direkt gegenüber dem Haupthaus, das auf ca. 500 Hektar Land liegt. Es gibt hier richtig viele Milchkühe, zwei Pferde und einen schönen Garten mit Pool. Die beiden Eigentümer haben uns noch begrüßt und sind dann in ihr Sommerhaus nach Coromandel gefahren und haben uns ihr Anwesen inkl. Schlüssel zum Haupthaus überlassen.

Es gibt auch einen Tennisplatz, den wir für Tennis oder Skaten benutzen können, weil der Untergrund hart und glatt ist. Diese Woche werden wir bis zu 30 Grad bekommen, was für unsere Zeit hier schon außergewöhnlich warm ist. Das Cottage ist für längere Aufenthalte für Selbstversorger nicht ausgelegt, es gibt gar keine Töpfe, nur eine „Elektro-Pfanne“ und einen Kombination aus Mikrowelle und Backofen. Aber es gibt wenigstens einen Grill und wir werden schon irgendwie über die 10 Tage kommen, bis wir in Hamilton einziehen.  Da das Haus in Hamilton ja eigentlich auch nur ein Ferienhaus ist und sicher ebenfalls nicht besonders gut für Langzeit-Miete eingerichtet ist, müssen wir noch ein paar Dinge anschaffen, z. B. einen zweiten Fernseher, damit Mia woanders PS4 spielen kann und einen Drucker und jetzt endlich, wo wir so weit weg sind von Deutschland, gibts einen Thermomix! Ich habe den TM6 schon bestellt! Die Thermomix-Beraterin hat sich schon gemeldet und wird ihn uns dann vorführen und uns zur nächsten Koch-Party einladen und so lernt man dann auch direkt Leute kennen ;.-)

Morgen steht der erste Schulbesuch an. Wir treffen die Lehrerin für Internationales und können Fragen stellen und bekommen die Uniformen ausgeteilt und vielleicht gesagt, was wir an Heften besorgen müssen und wie der Stundenplan so ist. Dann muss morgen noch die zweite Masernimpfung nachgeholt werden, aber nur, wenn genug Impfstoff da ist, weil zur Zeit eine Knappheit besteht und ggf. dann nur ganz kleine Kinder geimpft werden. Das wäre jedenfalls für uns ein Problem, weil Mia erst in die Schule kann, wenn sie die zweite Impfung hatte. Wir warten das mal ab. Update: Die Impfung wurde gemacht, sogar ganz kostenlos, man hat hier einfach viel Angst vor den Masern!

Nun hat uns die Realität wieder teilweise eingeholt. Wir hatten unseren ersten Schultag. Und direkt danach den zweiten, bevor wir noch mal eine wenig Schonfrist haben und es richtig losgeht. Aber der Reihe nach: Gestern hatten wir unser erstes Treffen mit Raelyne, Director for International Students an der Hillcrest Highschool in Hamilton. Sie ist sicher schon fast 60 Jahre alt und eine sehr freundliche Dame, die uns mal ein wenig erklärt hat, was so geht: Wo wir die Schuluniform bekommen, wie Mias Stundenplan aussieht, was in den nächsten Wochen so an Terminen anliegt und sie hat uns das Schulgelände gezeigt. Die Schule verteilt sich über eine recht großes Areal mit vielen kleinen Gebäuden, man könnte sagen, jede Fachschaft hat ihr eigenes und die Administration sitzt auch alleine in einem. Dann kommen noch zwei große Turnhallen dazu und ein großes Spielfeld. (Man kann übrigens vom Campus der Schule aus auf die University of Waikato schauen, die Tom besuchen wird).

Der viel anstrengendere Termin war dann aber heute: Wir mussten zum „Uniform-Recycling“ in die Aula, dort kann man Teile der 9 teiligen Uniform umsonst von denen bekommen, die ihre aus dem letzten Jahr spenden. Dann gibt es noch einen Shop für „Secondhand Uniforms“ der Schule aus, wo dann gut erhaltene Uniformen aus dem letzten Jahr gegen wenig Geld verkauft werden. Da haben wir dann auch noch was erstanden und mussten trotzdem noch in den „NZ Uniforms“-Laden in Hamilton fahren, wo heute die Hölle los war und mussten dort einen Rock und Schuhe kaufen. Da Mias Schule nur Lederschuhe akzeptiert, hatten wir nur die Wahl zwischen Doc Martens und anderen sehr praktischen Allroundern. Bei uns sind es dann Doc Martens geworden, die anderen sahen doch zu altbackig aus. Nun hängt die Uniform schon gewaschen auf der Leine und obwohl wir 5 Teile geschenkt bekommen haben, haben wir zusammen mit den Sportschuhen noch über 500 Dollar bezahlt. Wir müssen dann auch noch eine lange Hose besorgen, denn Mia möchte nicht die ganze Zeit nur im Rock rumlaufen. Aber das sparen wir für wann anders auf.

Die Stundenpläne an der Schule werden den Schülern teilweise mit Lücken ausgehändigt. Dann können sie am „time table confirmation day“, wo die Jahrgangsstufen 11-13 dran sind, in die Turnhalle kommen, wo die „Deans“ sitzen und bei ihrem Dean ansprechen, dass sie da noch Lücken haben. Dann geht man zur jeweiligen Fachschaft (wir mussten noch zu Mathe und Englisch, bei den beiden einzigen Pflichtfächern hatte man Mia noch nicht eingeteilt) und dort wurde man dann freundlich gefragt, wie man sich denn einschätzt. Der eine Mathelehrer fand, dass man Deutsche direkt mal in den „Leistungskurs“ eintragen sollte, wir konnten das aber nicht sofort sehen, da die Abkürzung für den Kurs das nicht preisgab. Als wir dann bei der Englisch-Lehrerin waren und sie mit uns besprach, dass Mia zwischen zwei Kursen wählen kann, sah sie auf dem Zettel den Mathekurs und fragte Mia: Oh, du bist aber sehr gut in Mathe, wenn sie dich in den Kurs gesteckt haben..! Huch, da war Mia aber erschrocken. Sie ist zwar gut in Mathe, aber sie hat keine 1 auf dem Zeugnis und fragte sich nun, ob das nicht doch ein zu schwer werden würde. Wir sind dann nochmal zurück zum Mathelehrer, der uns dann ein Buch mit dem Stoff für Klasse 11 gegeben hat, damit Mia sich das schon mal ansehen kann und hat sich bestimmt gedacht: „Those Germans..!“

Time Table confirmation Day

In Englisch gab es zwei verschiedene Kursvarianten, einen, wo man weniger Prüfungen hat und sich aber im Laufe des Jahres doch noch entscheiden kann, bei der Prüfung des anderen Kurses am Jahresende mitzumachen und einen, der am Ende des Jahres auf jeden Fall einen Abschlussprüfung gemacht werden muss und eine Rede vor dem ganzen Kurs gehalten werden muss. Egal, was man nimmt, man kommt auf jeden Fall in Klasse 12 und es hat keinen Einfluss auf den erfolgreichen Abschluss der 11 Klasse.

Klassenzimmer: Hier hat der Lehrer ein Klassenzimmer, in dem er den ganzen Tag bleibt und die Schüler müssen wandern.

Die Schule fängt immer um 8.45 Uhr mit einer Viertelstunde Klassenlehrerunterricht an, bevor dann um 9.00 Uhr der richtige Unterricht startet. Jede Schulstunde geht über 60 Minuten, die Mittagspause ist auch eine Stunde und die Schule endet dann um halb vier. An einem Tag in der Woche hat Mia erst um 10 Uhr Unterricht und es gibt eine Stunde pro Woche als „Lernzeit“

Wir haben auf jeden Fall kommenden Montag direkt mal einen Feiertag (Auckland Day) und Mia hat erst am Donnerstag ihren ersten Schultag, der ab 10 Uhr anfängt. Dienstag gibt es mit einer großen Feier die Begrüßung neuer Schüler und im Februar gibt es schon das International Camp, wo 45 ausländische Schüler zusammen nach Auckland zum Clarks Beach fahren und dort gemeinsam etwas unternehmen und übernachten, bevor sie am nächsten Tag wieder zurück nach Hamilton kommen. Es gibt nach 3 Wochen Schule auch ein Grillfest für die internationalen Schüler und ihre Familien. Insgesamt geht das hier ganz schön los demnächst!

Wir haben bei den ganzen Gesprächen in den letzten beiden Tage jedenfalls festgestellt, dass alle sehr freundlich und interessiert sind, die Schule hat einen sehr guten Ruf und bietet einen riesige Palette an Sportarten an (sogar Yachting und Canoe-Polo…). Eine ehemalige chinesische Profi-Baletttänzerin gibt Tanzunterricht. Wir sind gespannt, wie das Jahr so läuft!

Das Haus von Frodo und Bilbo Baggins

Das nächste Highlight war dann Hobbiton! Wir fahren von Rotoorangi aus ca. 40 Minuten bis ins „Shire“ und für heute hatten wir eine Führung gebucht. Das ursprüngliche Set von „Herr der Ringe“ wurde nach dem Dreh komplett zurück gebaut, nur um dann für „Der Hobbit“ wieder aufgebaut zu werden, diesmal aber als richtiges kleines Dorf mit richtigen kleinen Häusern, die auf dem Land des Bauern stehen bleiben sollten. Der Bau hat dann auch fast zwei Jahre gedauert und die Dreharbeiten in Hobbiton nur 12 Tage! Nun hat sich dort einen riesige Maschinerie entwickelt, die den ganzen Tag im 10-Minuten-Takt Gruppen durch das kleine Dorf schleust und Geschichten zu den einzelnen Stationen erzählt. Man bekommt mit ca. 40 Personen einen kleinen Bus und einen Guide, fährt bis zum Eingang von Hobbiton und dreht dann dort mit dem Guide seine Runde, darf überall schauen und fotografieren, aber nur im vorgegebenen Tempo, dann hat man im „Green Dragon“ ein Getränk seiner Wahl auf sein Ticket frei, das man in 20 Minuten leer haben muss, denn dann fährt der Bus wieder zurück. Das Dorf ist wirklich sehr schön, im Bus beginnt schon die Titelmelodie zu spielen, während man drauf zu fährt, es werden Einspieler von Peter Jackson und Elijah Wood gezeigt. Alles ist liebevoll bepflanzt, gepflegt und geschmückt. Es gibt den kleinen See, der bei den Dreharbeiten mit „bull frogs“ besiedelt war, die so laut waren, dass die die Dreharbeiten gestört haben. Also hat man sie in einen anderen Teich verfrachtet, aus dem sie über Nacht den Weg wieder zurück fanden. Also musste eigens jemand am Teich sitzen und Steine reinwerfen, damit der Schreck die Frösch davon abhielt, zu quaken. Es gibt auch einen unechten Eichenbaum, der genau oben über „Bag End“ steht und mit sehr viel Liebe zum Details mit über 200.000 unechten Blättern bestückt wurde, und 10 Tage vor Beginn der Dreharbeiten verlangte Peter Jackson, dass alle Blätter neu bemalt werden müssten, weil ihm die Farbe nicht gefiel. Der Baum sieht so echt aus, dass es niemandem aufgefallen wäre, dass er unecht ist, wenn man es uns nicht gesagt hätte.

Rückfahrt zum Stützpunkt

Aber bei aller Schönheit bleibt ein leicht schaler Geschmack wie bei allen groß aufgezogenen Touristenattraktionen. Wenn man so durchgetaktet seine Schritte dadurch macht, der Guide sehr genaue Anweisungen gibt, wie man sich zu verhalten hat, immer mal wieder Guides mit Stecker im Ohr aus Heckenlöchern auftauchen und dort praktisch verhindern, dass jemand auf „Abwege“ geraten kann und die Gruppe vor dem Einsteigen in den Bus 4 x durchgezählt wird, damit auch keiner unbemerkt zurück bleiben kann, dann hat man manchmal schon das Gefühl, zu einer Kuhherde zu gehören, die durch ein Labyrinth zu Melkanlage (Giftshop) geschleust wird, nur das der Bauer (Guide) hier witzige Anekdoten dazu erzählt. Aber: Als Fan von „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ trotzdem sehr schön, sollte man sich anschauen! Übrigens: 40 Prozent der Personen, die diese Touren buchen, wissen nicht, was ein Hobbit ist!

Ja, im Auenland ist die Welt noch in Ordnung!

Wir haben in Hamilton unserem künftigen zuhause schon mal einen Besuch abgestattet. Das Haus liegt in einem Neubaugebiet außerhalb von Hamilton. Leider auf der ganz anderen Seite der Stadt als die Schule. Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Sobald Tom zur Uni geht, kann er Mia vielleicht mit zur Schule nehmen. Das Neubaugebiet ist noch nicht komplett bebaut, aber in unserer Nachbarschaft sind die Häuser alle fertig. Das Haus selbst ist recht unscheinbar aber hoffentlich groß genug, wir haben es ja noch nicht besichtigt. Die Lage ist soweit recht schön und vielleicht haben wir ja auch nette Nachbarn.

Wenn wir hier morgens draussen beim Frühstück sitzen, merke ich immer, dass ich doch ein richtiges Landei bin. Die hohen Bäume, die hügeligen Wiesen, der Geruch nach Kühen… da bin ich wohl seit 20 Jahren auf den Geruch im Zillertal getrimmt, aber auch schon in meiner frühen Kindheit auf dem Bauernhof meiner Großeltern. Es gibt hier so hohe Bäume, wie auch in England. Ich liebe Bäume, das ist mal klar! Wo keine Bäume sind, da möchte ich nicht leben. Hier lässt man die Bäume auch einfach noch wachsen, wo in Deutschland vielerorts alles immer starkt gestutzt und klein gehalten wird, weil man sich vor zuviel Natur und Arbeit fürchtet. Dabei sind gesunde uralte Bäume so schön.

Wir genießen jetzt noch unsere Freiheit ein wenig, bevor unsere Vermieter hier auf der Farm aus ihrem Urlaub kommen und bevor die Schule anfängt.

See y‘all!

PS. Die Bauern statten ihr Kühe hier mit Fitness-Trackern aus, damit sie sehen, wie ihre Vitalzeichen sind. Wenn Kühe sehr unruhig werden und viel zu laufen beginnen, ist es Zeit, sie besamen zu lassen. Und das will der Bauer nicht verpassen. Außerdem werden Kühe hier in riesigen Herden auf recht kleinen Weiden gehalten, die erst komplett runtergegrast werden, bevor man sie auf eine andere Wiese lässt. Da es zur Zeit überall in Neuseeland sehr trocken ist, wächst kaum Wiese nach und es muss mit Silage zugefüttert werden. Die Weiden werden im großen Stil mit Anlagen bewässert, aber das bringt nicht besonders viel. Stallhaltung scheint es aber nicht viel zu geben. Die meisten Melk- und Fütteranlagen stehen draussen. 80 % der Milch wird ins Ausland exportiert.