Posted by kobold_spellweaver / No comments

2019-11-30

Unsere Nachbarschaft

Posted in Neuseeland, Travel

Wenn man nun unseren für diese Insel eher ungewöhnlichen Hund in der Nachbarschaft rumführt, sieht man natürlich immer mehr, welche Nachbarn hier so leben und was so geht. Morgens, um kurz vor neun, wälzen sich Schülermassen den Berg hoch Richtung Westlake Boys Highschool, die direkt hinter unserem Zaun liegt. Sie zieht sich terassenförmig den ganzen Hügel hinauf und besteht aus fünf verschiedenen Campussen. Niemand von den Schülern geht morgens mit mehr Elan zur Schule als in Deutschland, aber sie gehen deutlich später zur Schule und sind deutlich mehr draussen als deutsche Schüler. Sie treiben Sport ohne Ende, wie es scheint. Unser Teil von Auckland ist voll mit Schulen und Sportfeldern unterschiedlichster Funktionen. Nicht nur zur Schulzeit wird dort Sport getrieben, auch nachmittags und abends sind immer noch riesige Mengen an Kindern und Jugendlichen dort mit Ballspielen beschäftigt: LaCrosse, Football, Tennis, Badminton, Fußball, Cricket, keine Ahnung, was sonst noch! Auch am Wasser ist zu beobachten, dass viele Kinder nach der Schule einen Sport machen: Sie surfen, segeln und rudern.

Dann gibt es insgesamt fast nur Chinesen in unserer direkten Nachbarschaft. Sie leben aber alle recht neuseeländisch auf den ersten Blick: Die Häuser sehen aus wie alle anderen, die Autos sind genauso alt und japanisch, alles sehr unauffällig. Ein Nachbar steht morgens in der Sonne in seinem Garten und macht Tai-Chi, mittags sitzt der dann auf seiner Terrasse in der Sonne und schläft. Der andere rupft seinen Rasen von Hand kurz, aber insgesamt hält hier keiner was davon, einfach mal Zeit draußen zu verbringen. Es muss schon zielgerichtet was mit der Verrichtung von wichtigen Dingen zu tun haben. Jeder hat seinen Rasen schön kurz, darin sind sie hier sehr britisch. Aber dafür gibt es auch einen Rasenmäher-Mann, der alle zwei Wochen die Nachbarschaft frühmorgens mit Motorsense und Rasenmäher beglückt. Abends, wenn es dunkel wird, was zur Zeit so zwischen halb neun und neun stattfindet, sitzen hier alle bei eklig hellem LED-Licht auf ihrem Sofa oder am Esstisch, von warmem, gedimmtem Licht hält man hier nicht soviel.

Nachbarhaus

Auckland ist auf eine riesige Menge von Hügeln gebaut. Es geht die ganze Zeit steil hoch und steil wieder runter. Die Leute hier haben Auffahrten, da will man wirklich nicht jeden Tag mit seinem Auto hoch und runter fahren müssen. Denn: Man setzt ständig auf, wenn man unten auf die Straße will. Wir versuchen seit Wochen mit irren Manövern, das Aufsetzen unseres Autos beim hoch- und runterfahren zu vermeiden. Aber das stellt sich als schwer bis unmöglich heraus. Sehr regelmäßig kommt dieses böse Geräusch.. Da aber die meisten Autos hier sehr alt und verranzt sind, ist wohl auch egal, wie oft man aufsetzt. Immer schön entspannt bleiben 😉

Wir schauen von unserem Haus über ein Tal, leider auf der falschen Seite, bei uns sieht man den Motorway in der Ferne und die Industriegebiete, die daran entlang gebaut sind. Der Blick ist aber trotzdem ganz schön, denn man sieht auch viele Bäume und nachts die Lichter der Stadt. Die Leute auf der anderen Seite des Hügels schauen auf einen See und aufs Meer. Durch die dünnen, einschichtigen Fenster kommt der Lärm des Motorway recht früh morgens dann auch ins Schlafzimmer, aber nach ein paar Tagen stört einen das nicht mehr, da es eher „white noise“ ist und das Schlafen fördert. Weniger gut funktioniert schlafen, wenn jemand mit einem Laubsauger, einer Motorsense oder einem Rasenmäher unterwegs ist. Und das passiert hier nicht nur unter der Woche ab halb acht, sondern auch Sonntags. Der Sonntag ist hier kein andere Tag als jeder andere. Zwar müssen die Nachbarn nicht zur Arbeit, aber das sieht man auch nur an den zusätzlichen parkenden Autos an der Straße. Man mäht den Rasen oder streicht sein Haus, die Geschäfte haben alle auf, die Autohäuser verkaufen Autos… alles wie immer. Auch der Verkehr ist nicht weniger als sonst.

Da wir aber auf einem Hügel hinter zwei anderen Häusern in dritter Reihe wohnen, sieht man unser Haus nicht mal von der Straße aus und wenn wir das Tor von unserem Grundstück zumachen, sehen wir auch den ganzen Tag niemanden mehr. Tarja fühlt sich hier pudelwohl, ihr Revier wird gut bewacht, sie kommt auch mal ein paar Stunden allein klar und lässt keinen rein.

Blick von unserer Terrasse