Posted by kobold_spellweaver / No comments

2019-12-30

Wo die Schotten siedeln… Dunedin

Posted in Neuseeland, Travel

Die Fahrt zwischen Christchurch und Dunedin war eher unspektakulär. Alles sah sehr austauschbar und „gewöhnlich“ aus: Bäume, Wiesen, Flüsse.. wie in anderen Ländern eben auch.

Dunedin musste sich einen Platz in unserem Herzen erst erobern. Als wir das erste Mal durchfuhren zu unserem Haus fanden wir es recht unscheinbar und hässlich. Sehr industriell, große Gewerbegebiete.. nicht besonders charmant. Und wieder eine Stadt auf vielen Hügeln und eine Zufahrt zum Haus, die so steil ist, dass beim runter fahren das Auto rückwärts rutscht. Aber aufgesetzt sind wir diesmal wenigstens nicht. Überzeugt hat Dunedin dann deshalb, weil wir in einem sehr schönen Teil der Stadt, St. Clair, gewohnt haben.

Unser Haus, schön an den Hang gesetzt, hatte den sogenannten „Million-Dollar-View“ auf St. Clair Beach, einem eher gewöhnlichen und nicht besonders langen Strand, der aber mit seiner Promenade und dem schönen Wasser super aussah. Aus unserem Wohnzimmer konnten wir immer sehen, wie viele Surfer gerade im Meer auf ihren Boards saßen und auf eine surfbare Welle warteten.

Innenstadt bei Regen
Nach dem Regen
Frühmorgens von der Terrasse

Im Haus selbst hatten wir zwei Etagen und eine Meeenge Platz! Man konnte sich verlaufen vor lauter Türen, Ecken und Winkeln, in einer stand die Gefriertruhe, in einer anderen Waschmaschine und Trockner, dann kam eine Toilette, an die sich direkt ein Badezimmer und danach das Schlafzimmer anschloss, das man aber aus zwei anderen Ecken und über die Terrasse auch noch betreten konnte. Tom und Mia hatten oben ihren eigenen Bereich, Mia im Zimmer des Mädels, das dort normalerweise wohnt. Das Mädel hatte ihr Abschlusszeugnis für 2019 am Spiegel hängen. Es gab nur Einser, wahlweise mit oder ohne den Vermerk „Beste der Klasse“. Von der Familie, Vater mit zwei Teenagern, war aber sonst nicht viel zu entdecken im Haus, Persönliches gab es nicht viel. Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt und wir hatten in nur drei Tagen eine schöne Routine entwickelt, morgens mit Tarja zum Strand zu laufen, dort einen Kaffee zu holen und noch ein wenig aufs Meer zu schauen oder dort unten zu frühstücken. So ein schönes, einfaches Leben. Tarja hatte am Strand immer jemanden zum Spielen, irgendein Hund war immer dort.

Hier kann man melden, wenn ein Hai gesichtet wird
Frühstück am Meer


Neben dem Strandcafe, bei dem wir gestern Pizza und Bier gefrühstück haben (so um 12 Uhr) gab es auch einen Surf- und Skateshop, der recht stark frequentiert war. Tom meinte, er wolle sich auch irgendwann nochmal ein Skateboard kaufen, weil ihm das schon Spaß machen würde. Da es in Neuseeland vorbildlich viele Skaterparks gibt, wäre hier der ideale Platz seine Kenntnisse wieder aufzufrischen. Wir haben schnell entschlossen ein Anfängerboard im Laden gekauft und das kann nun jeder benutzen, der gerne üben und fahren will.

Kai und ich waren einen Abend bei sehr schlechtem Wetter im Kino in Dunedin, wir haben „Jumanji“ angeschaut. Solide Unterhaltung, leichte Kost, ist für einen Kinoabend ohne besonderen Tiefgang genau das Richtige. Als wir aus dem Kino kamen war es dunkel und man konnte Dunedin in Weihnachts- und Nachtbeleuchtung sehen. Sehr schön und stimmungsvoll.

Die Stadt ist von schottischen Siedlern gegründet worden und die einzige in Neuseeland, wo es auch sowas wie „alte“ Gebäude aus Stein überhaupt gibt. Das berühmte Bahnhofsgebäude und einige Kirchen oder andere Gebäude der Stadt sehen geschichtsträchtiger aus, als sie sind, es ist eher eine schwere viktorianische Architektur, an die man sich erst gewöhnen muss. In Dunedin gibt es angeblich auch die steilste Straße der Welt, da wir aber schon soo viele steile Straßen hier in NZ hatten, war das nicht so die Herausforderung, die zu finden! Die Fußgängerzone mit den Malls und Geschäften war aber sehr belebt und vielfältig.

der berühmte Bahnhof von Dunedin

Um Dunedin herum ist es landschaftlich aber wieder überaus reizvoll. Wir sind auf die Otago Halbinsel rausgefahren und auf der ganzen Fahrt gab wechselweise interessante Baumformationen und Grashügel oder Strände mit karibisch blauem Wasser und weißem Sandstrand. Der Wind in Wassernähe war extrem frisch und sehr stark. Wir wollten eigentlich Albatrosse und Pinguine sehen, Albatrosse haben wir wenigstens aus der Ferne gesehen, Pinguine wurde leider nichts, die zeigen sich nur zu bestimmten Zeiten und unsere war wohl grad nicht die richtige. Dafür haben wir auf dem Rückweg bei einem netten Holländer angehalten, der direkt an der Straße vor einer Woche das Eden Cafe eröffnet hatte, wo er seine Besucher mit Waffeln und anderen Kleinigkeiten bewirtete, die jeder dann mit einer Spende in selbst gewählter Höhe bezahlen darf. Er konnte ein paar Worte Deutsch und war ein sehr netter Typ, der von seinem Nachbarn, der Norweger ist, ein Waffeleisen für sein Cafe geschenkt bekommen hatte, das er nun für unsere drei Waffeln benutzt hat. Und ohne, dass wir es bestellt hätten, bekamen wir auf einmal noch einen Teller mit leckerem Brot und drei verschiedenen Dips hingestellt! Das war eine wirklich coole Überraschung 🙂

In Dunedin gibt es auch eine erfolgreiche Brauerei, die Emerson Brewery, die von Richard Emerson, der natürlich auch bilderbuch- und pioniermäßig in seiner Küche und später in einer Garage Bier gebraut hat, bevor er in größerem Stil aktiv wurde. Richard ist zwar gehörlos, hat sich davon aber nicht begrenzen lassen und ein Bierimperium aufgebaut, auf jeden Fall aber die erste Craftbier-Brauerei Neuseelands. Mittlerweile hat die Brauerei ein 5.000 l Sudhaus und einen 1.200 l Workshop für Spezialsude. 2012 wurde Emerson von der australasischen Firma Lion gekauft, die dem japanischen Brauerei-Giganten Kirin gehört. Emerson machte beim Vertrag mit Lion zwei Bedingungen: den Brauern bei Emerson wird immer freie Hand gelassen, sie entscheiden, was gebraut wird und die Produktionsstätte bleibt Dunedin, es wird nirgendwo anders gebraut. Sein Brauhaus hat Emerson ebenfalls als Lokalpatriot nur von lokalen Herstellern bauen lassen. Nur seine sehr gute Flaschenabfüllanlage (37 % der Produktion wird in Flaschen abgefüllt) kommt aus Deutschland und der Dosenabfüller aus den USA, aber mit dem haben sie nur Probleme 😉

Lecker Bier 🙂

Wir haben jedenfalls dort eine Braureibesichtigung mit gemacht mit anschließender Verkostung. Wir finden: sehr lecker und abwechslungsreich, was die Kiwis dort machen.

Heute morgen war es also wieder schade, Dunedin zu verlassen, bei schönem Sonnenschein sieht man die Menschen ihren Tag am Meer beginnen und möchte einfach auch dableiben und mitmachen. Aber Invercargill wartet. 

See y’all!