Posted by kobold_spellweaver / No comments

2019-12-08

Zuwanderung nach Neuseeland wird weiter erschwert

Posted in Neuseeland, Travel

Bild dient nur der Aufmerksamtkeit 😉

Wir haben einen renommierten Einwanderungsexperten kontaktiert, weil wir klären wollten, ab wann wir, falls wir uns nach unserer Rundreise entscheiden, in Neuseeland bleiben zu wollen, mit den dafür erforderlichen Schritten zur Beantragung des richtigen Visums anfangen müssten und, viel wichtiger: Wie unsere Chancen überhaupt stehen. Dieser Experte möchte hier nicht genannt werden, da seiner Firma jeden Tag so viele Anfragen bekommt, dass die Arbeit, die sehr vielschichtig und anspruchsvoll ist, bereits zu viel ist. Es sei keine Werbung nötig und war es auch noch nie, die Anfragen nehmen einfach immer noch zu, es gibt einen hohen Bearbeitungsrückstau und man arbeite daher auch zur Zeit in zwei Zeitzonen, um dem gerecht werden zu können. Wir haben von ihm aber einiges an Hintergrundinformationen bekommen, die wir an dieser Stelle mit seiner Zustimmung gerne mit allen teilen wollen, die es interessiert.

Das Immigrationssystem in Neuseeland unterliegt permanenten Änderungen, alles 6 bis 12 Monate mindestens kommen neue Regelungen, allein in 2019 gab es bisher knapp 170 Gesetzesänderungen. Wer also seine Auswanderung in den nächsten 1-5 Jahren plant, kann nicht mehr vom Status Quo ausgehen, bis dahin wird sich die politische Landschaft schon wieder stark verändert haben.

Aufgrund einer großen Einwanderungswelle in den letzten zwei Jahren musste die Immigrationsbehörde den Zustrom anhand von verschärften Gesetzen bremsen. Erst wurde die Anzahl der erforderlichen Punkte für ein Work Visa angehoben, dann erfolgte die Einführung von Mindestgehältern und schließlich ein neues Punktesystem. Diese Änderungen haben aber zu einem bisher nicht dagewesenen Einwanderungsboom geführt, der die Kapazitäten von Immigration NZ und allen anderen am Visaprozess beteiligten Unternehmen komplett sprengen.

Details der gesetzlichen Regelungen und des aktuellen Punktesystems sind hier zu finden:
https://www.immigration.govt.nz/about-us/media-centre/news-notifications/smc-and-essential-skills-policy-details/skilled-migrant-details
https://www.immigration.govt.nz/about-us/media-centre/news-notifications/smc-and-essential-skills-policy-details/essential-skills-details

Aus den USA, Südafrika, einigen asiatischen Ländern und auch aus Großbritannien ist die Zahl der Auswanderungswilligen ungebrochen. In Facebook-Foren gefragt, was denn überhaupt ihre Gründe für eine Auswanderung nach Neuseeland seien, geben US-Amerikaner meist an, dass sie ihre Kinder in der stark wirtschaftlich gespaltenen Gesellschaft, mit Amok-Drills und Waffengewalt an den Schulen und auch in dem politischen Klima nicht aufwachsen sehen wollen. In Asien flüchten einige, wenn manchmal auch nur für ein paar Jahre, aus dem eigenen Land, da der Bildungsdruck an den Schulen und Universitäten für ihre Kinder zu groß wird, man möchte seinen Kindern eine entspanntere Schulzeit ermöglichen, dem eigenen Land aber nicht für immer den Rücken kehren. In Großbritannien wiederum geht es eher um die Unsicherheiten durch den Brexit, der schon seit Jahren für einen Stillstand in verschiedenen Bereichen führt, das Gesundheits- und Schulsystem leiden bereits sehr darunter. Wer aus Südafrika raus will, hat wohl die am meisten nachvollziehbaren Gründe: wer sich in seinem Haus verbarrikadieren muss, nachts nicht auf die Straße kann, von Gewalt umgeben ist, der kann sich immer einen besseren Platz auf der Welt vorstellen. Alle suchen insgesamt aber nach einer besseren Work-Life-Balance und sind dafür bereit, finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen. Aus Deutschland kommen auch viele, aber da geht es hauptsächlich um Natur, die Erfahrung, im Ausland zu leben und, natürlich auch hier: die bessere Work-Life-Balance.

Immigration New Zealand hat am 17.09.19 und 29.10.19
erneut (!) umfassende Änderungen beschlossen die nun sukzessive bis Ende 2020 implementiert werden:

https://www.immigration.govt.nz/work-visa-changes
https://www.immigration.govt.nz/about-us/media-centre/news-notifications/new-version-of-anzsco-released

Sollte das alles wie geplant umgesetzt werden, so würde dieses das gesamte Visa-System für temporäre Work Visa revolutionieren. So umfangreiche Änderungen hat es in den letzten 25 Jahren nicht gegeben. Der neue Ansatz ist,  dass der Antragsteller erst dann an Immigration NZ herantreten kann, wenn das suchende Unternehmen im Vorfeld akkreditiert worden ist. Eine Akkreditierung ist dabei abhängig von der Unterstützung durch Gewerkschaften und den Aufbau eines innerbetrieblichen Trainingsprogramms, das heißt, inwieweit man bereit ist, zum Beispiel Lehrlinge auszubilden, mit dem Ziel, mittelfristig Personalengpässe zu vermeiden und den eigenen Nachwuchs in NZ zu fördern.

Da in mehr als 95 % der Anträge eine 2-stufige Antragstellung erfolgt, d. h. erst ein temporäres Work Visum gefolgt von einem Residence Visum in der „Skilled Migrant Category“, wird die absolute Mehrzahl potentieller Antragsteller
unter dem „Skills Stream“ von diesen Änderungen betroffen sein.

 
Konkret droht, dass:

– die „Shortages Lists“ noch mehr auf die jeweiligen Regionen eingehen sollen (im May 2019 zum Teil schon erfolgt), weil man den Zustrom IN gewisse Regionen so leichter steuern kann,

–  die im August 2017 eingeführten Mindestgehälter nochmal angepasst werden,

–  Verschärfungen beim „labour market check „(dem Nachweis, dass kein geeigneter Neuseeländer für den Job gefunden werden konnten) erfolgen sollen, evtl. auch für den „residence stream“
 
– eine nochmalige Verlängerung der Bearbeitungszeiten (die aktuell auf einem historischen Höchststand sind) für temporäre Visa ansteht.

Planungssicherheit besteht daher weiterhin nicht, da die aktuelle Regierungskoalition leider alles andere als Pro-Immigration ist und die Wahlversprechen nur langsam umsetzt. In gut 6 – 9 Monaten geht schon wieder der Wahlkampf los, um sich auf die Parlamentswahlen in 2020 vorzubereiten. Immigration ist weiterhin ein heißes Thema in Neuseeland und wird auch wieder entscheidenden Einfluss auf die nächsten Wahlen in 09/2020 haben. Es ist zu befürchten, dass die Regierung alles tun wird, um an der bestehenden Koalition mit ‚NZ First‘ festhalten zu können, was eine weitere Verschärfung der Gesetzgebung zur Folge haben würde.

Es ist ohnehin bereits das Ziel der aktuellen Koalition, die Einwanderungszahlen massiv, d. h. um 40.000 Fälle pro Jahr, zu senken.  Die Umsetzung dieser Ziele scheitert bisher jedoch auch an der sehr guten wirtschaftlichen Lage und dem daraus folgenden Boom auf dem Arbeitsmarkt. Insbesondere Wirtschaftsvertreter stemmen sich massiv gegen die Eindämmung der Zuwanderung.

Für jeden, der einwandern möchte, ist damit klar, dass im Vorfeld sehr klar geprüft werden sollte, ob man überhaupt den geforderten Anforderungen entspricht, um Geld und Energie zu sparen und dann heißt es: Unterlagen perfekt zusammen stellen, hinten anstellen und warten! Es ist entscheidend, sich einen guten Einwanderungs-Experten zu suchen, um durch den Dschungel an Gesetzen und Anforderungen zu finden und sich seine Chancen nicht durch Unwissenheit zu vermasseln.

Wir weisen nochmal darauf hin, dass ein Großteil dieser Informationen nicht von uns stammt, auch wenn wir die Quelle nicht nennen sollen. Hoffentlich bringt euch die Zusammenfassung aber was, und wenn es nur eine nüchterner Blick auf die noch nüchterneren Fakten ist. Wenn man schon mal ein wenig in den größeren Neuseeland-Foren bei Facebook mit liest, existiert schon noch an einigen Stellen eine „Wir kommen alle ins gelobte Land“-Ideologie, die mit der Realität nicht viel zu tun hat. Aber letztlich sind die Gründe des einen nicht legitimer als die eines anderen, in einem anderen Land leben zu wollen und wir wünschen allen viel Erfolg bei der Umsetzung des Vorhabens.

 
See you!